Petr Furch sprudelt nur so vor Ideen – und hat keine Angst vor Veränderungen. Der energiegeladene Leiter des gleichnamigen Familienunternehmens gehört zu den jüngsten Firmenchefs des Gitarrenbauwesens. Wir sprachen mit ihm über Produktionsdetails, Zukunftspläne und brandneue Modelle.

orgen kommt die Europäische Zentralbank vorbei. Das hört sich jetzt sehr cool an. Ich hab aber keine Ahnung, was sie wollen. Vielleicht sind sie Fans unserer Gitarren.“ Petr Furch fährt grinsend durch seinen Dreitagebart. Danach geht’s um banalere Dinge: Mittags stehen E-Mails und Telefonate im Fokus. Und gegen Abend ein längeres Meeting mit dem Designteam von Furch. Um halb sieben ist dann Feierabend. „Früher habe ich längere Arbeitstage gehabt, aber seit ich Vater bin, möchte ich abends lieber Zeit mit meinen Kindern verbringen.“

Ist sein Job also hauptsächlich von organisatorischen Abläufen geprägt? Nicht ganz. „Heute Morgen war ich mit meinem Vater unterwegs und hab’ mir einige neue Techniken und Verfahren angeschaut.“

Petrs Vater Frantisek Furch begann bereits 1981 damit, in dem kleinen Örtchen Velké Nemcice nahe der Stadt Brno (Brünn) Gitarren zu bauen. Freilich damals eher im Privaten, im Untergrund sozusagen. Denn während der sozialistischen Herrschaft in der Tschechoslowakei waren Werbung oder die auftragsgebundene Herstellung von Gitarren in eigener Initiative verboten.

Auch nach Frantiseks Abgang in den Ruhestand ist die Führung des Unternehmens nach wie vor eine Herzensangelegenheit. „Mein Vater hat mich nie dazu gezwungen, hier zu arbeiten. Nach der Schule wusste ich nicht wirklich, was ich machen sollte. Ich wollte Musiker werden, irgendwie. Gleichzeitig musste ich meinen Lebensunterhalt bestreiten. Also bat ich meinen Vater zunächst um einen Job.“

Den hat Petr dann erst einmal behalten, denn sein Vater setzte ihn taktisch klug dort ein, wo er ihn am besten gebrauchen konnte: bei der Endabnahme, der Soundkontrolle und -entwicklung. Ausgehend von seiner Liebe zur Musik, entwickelte sich bei Petr nun die Liebe zum Instrument selbst.

Der aufregendste Arbeitsschritt in der Gitarrenproduktion ist für ihn allerdings bis heute das Auftragen der Lackierung: „Man kann nie sagen, ob die Arbeit richtig ausgeführt wurde. Man muss warten, bis der Lack getrocknet ist. Das dauert etwa einen Tag. Diese Spannung hat für mich den Reiz ausgemacht.“

Nachdem Petr nahezu jeden einzelnen Arbeitsschritt durchlaufen hatte, ist er mittlerweile auf dem Gipfel angekommen – also im Management der Firma. „Mein Vater hat mich nie bevorzugt. Ganz im Gegenteil. Ich glaube eher, dass er mit mir als Sohn zum Teil sogar strenger umgegangen ist.“

Sein Vater übernimmt zwar keinen bestimmten Job mehr in der Firma, ist jedoch nach wie vor fest eingebunden. „Bereits in der Schule hat er Werkzeuge hergestellt, sich mit Maschinen und Automatisierung beschäftigt. Insbesondere wenn es darum geht, die Arbeitsschritte zu verändern, ist sein Wissen unentbehrlich.“

Petrs Leidenschaft gliedert sich daran an: Die Weiterentwicklung der Instrumente steht für ihn im Fokus. Mit viel Eifer erzählt er davon. Neue Lackierungen, neue Modellnamen, ein neues Logo und eine verbesserte Website – das alles hat er sich vorgenommen und innerhalb des vergangenen Jahres umgesetzt.

„In der Produktion schaue ich mir sehr viel in der Autoindustrie ab. Es ähnelt dem Gitarrenbau sehr. Man will etwas Großes bauen und ist auf kleine Arbeitsschritte angewiesen, die man optimieren will. Qualitätskontrolle spielt da eine große Rolle.“

Apropos Kontrolle: Ist Furch von der eingeschränkten Palisanderverarbeitung durch die CITES-Gesetzgebung betroffen? „Für kleinere Unternehmen ist es sicherlich schwieriger als für uns. Klar ist das ein zusätzlicher Aufwand, aber ich finde, Holz hat es verdient, geschützt zu werden. Gerade hinsichtlich einer mehr umweltorientierten Zukunft ist das unumgänglich.“

Das Alleinstellungsmerkmal der FurchGitarren weckt neben dem hohen Qualitätsanspruch zusätzlich Petrs Ehrgeiz: „Ich suche meistens nach Produkten, die aus der Masse hervorstechen. Denen man ansieht, dass darin besonders viel Arbeit steckt. Genau dieses Level möchte ich beim Bau unserer Gitarren ebenfalls erreichen.“

So viel zu den Grundsätzen von Furch. Wie sieht nun die Umsetzung aus? Was wird Petr den Gitarristen in diesem Jahr bieten?

„Wir haben nun einige Jahre an gewissen Entwicklungen gearbeitet. Dazu gehört unter anderem die CNR-Halsverleimung. Ein weiterer Aspekt sind die Lackierungen, für mich nach dem Bracing das Wichtigste bei der Gitarrenherstellung. Aus diesem Grund habe ich an neuen Lackkompositionen gearbeitet. In unserer Fabrik habe ich mit den Lackierungen experimentiert, bis ich die richtige für uns gefunden hatte. Wir haben bei den neuen Modellen mit verschiedenen Features gespielt und auf Reaktionen entsprechend reagiert – und das die letzten drei Jahre lang. Die kommenden Modelle sind das Resultat.“

Ein weiterer Schritt in diese Richtung ist die Änderung der herkömmlichen Furch-Modellbezeichnungen. Zuvor waren Zahlen für neue Modelle verwendet worden – nun sollen sie sinnstiftende Namen erhalten, die sich unter anderem an den Farben orientieren sollen.

Sogar an das Heiligste einer Gitarrenfirma hat Petr sich gewagt: das Firmenlogo. Das kleine F hat sich verändert. Mittels einer Trennlinie wurde es halbiert, erscheint aber gleichsam doppelt – eine geschmackvolle Veränderung.

„Eine Gitarre von Furch soll den Musiker vor allem inspirieren. Für mich ist sie nicht in erster Linie nur ein Werkzeug, sondern eine Inspirationsquelle. Und das entsteht vor allem durch den Klang. Lack und Bracing sind deshalb Baustellen, die wir ständig weiterentwickeln wollen. Der Musiker soll seine Furch-Gitarre in die Hand nehmen und sofort begeistert sein. Das ist zwar ein hoher Anspruch – aber wir versuchen, ihm gerecht zu werden.“

Author: Natalie Meyer

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