Die Furch LJ10-CM, auch liebevoll Little Jane genannt, ist die erste und bislang einzige Reisegitarre des tschechischen Herstellers, wobei das originelle Produkt durchaus die Handschrift der Gründers trägt. František Furch startete 1981 mit der Furch Musical Instruments Company und spezialisierte sich auf einem hohen Fertigungsniveau auf die Herstellung von Akustikgitarren. Im aktuellen Line-Up befinden sich vor allem traditionelle Größen wie Dreadnought, Grand Auditorium, OM und auch klassische Konzertgitarre. Ausgestattet mit hochwertigen Tonhölzern ist die Palette vorwiegend im mittleren und oberen Preissegment angesiedelt.

Unsere Testkandidatin, die Furch LJ10 lässt sich – wenn es eng wird – in ihre einzelnen Bestandteile zerlegen und auf die Größe ihres Resonanzkörpers reduzieren. Die drei Komponenten Korpus, Hals und Kopfplatte finden dann problemlos in einer Reisetasche im handlichen Backpack-Format Unterschlupf. Auch im Flugzeug dürfte Little Jane dann noch im Handgepäck mitgehen. Mit allen Vor- und Nachteilen einer echten Vollakustikgitarre aus Holz kann sie so daheim und unterwegs zum Einsatz kommen. Die Gitarre ist mit Stahlsaiten bespannt und lässt sich (optional) auch durch ein LR Baggs EAS-VTC Active System verstärken.

Korpus

Ähnlichkeiten mit einer Konzertgitarre sind nicht von der Hand zu weisen, auch wenn der Body mit den Korpusmaßen von 41 x 30,5 x 10 cm sichtlich kleiner ausfällt und an die Abmessungen einer handelsüblichen klassischen Dreiviertelgitarre anknüpft.

Eine zweiteilige massive Decke aus kanadischer Rot-Zeder (Güteklasse AA) macht sich für einen vergleichsweise soliden Natursound stark. Die Oberfläche wurde makellos hauchdünn seidenmatt lackiert und poliert. Das hier verarbeitete Open Pore Finish ist laut Herstellerangaben frei von umweltschädigenden Chemikalien. Ein transparentes Teardrop-Pickguard bietet der Decke ausreichend Schutz. Auf preistreibende Intarsien hat der Hersteller weitgehend verzichtet, denn unsere Probandin schmückt sich mit einer Schalllochverzierung aus Holz. Ein klassischer Rechtecksaitenhalter aus edlem afrikanischem Ebenholz wertet das Instrument allerdings auf. Die Saiten werden konventionell mit Pins (aus Kunststoff) und Ball-Ends arretiert und dann über eine längenkompensierte TUSQ-Stegeinlage in Richtung Kopfplatte geführt. Die Nase für die B-Saite darf hier natürlich nicht fehlen.

Weniger Einfluss auf den Ton nehmen Boden und Zargen aus gediegenem afrikanischem Mahagoni (Güteklasse AA), das auch unter der Bezeichnung Khaya firmiert. Der leicht gewölbte Boden setzt sich aus zwei symmetrischen Hälften zusammen. Ein Binding aus künstlichem Schildpatt schützt die Korpuskanten.

Interieur

Einen fragilen Eindruck macht die Konstruktion beileibe nicht. Immerhin hat sich der Hersteller getraut, die LJ10 mit einem kräftigen Satz Elixir Ph-Br Nanoweb mit einer blanken .012er (1) und einer ummantelten .053er Saite zu bespannen. Jedenfalls trägt die kurze Mensur von 615 mm schon mal in hohem Maße zur Entlastung der Saitenspannung bei.

Die Decke mit einer Stärke von 4 mm wurde standardgerecht mit zwei Hauptstreben unterbaut, die sich am Schallloch kreuzen. Daneben gibt es zahlreiche Nebenleisten, die den Sound verbessern sollen. Die beiden Hauptstreben sind hier relativ dünn (non scalloped) ausgeführt. Den fragilen Schalllochbereich stabilisieren zusätzlich zwei Holzstreifen. Die obligatorischen Reifchen verbinden rundum die Zargen mit Decke und Boden. Leimreste kann man auch hier nicht entdecken. Drei leichte Bodenbalken und ein Bodenmittelstreifen sorgen dafür, dass die beiden Bodenhälften fest zusammenbleiben. Massives Holz trägt eben nicht unbedingt zur Erleichterung bei, aber mit 1750 Gramm bleibt die LJ10 tragbar.

Elektronik

Die Little Jane kann sich optional auch mit einem leistungsfähigen Tonabnehmersystem Gehör verschaffen. Der Piezo, ein LR Baggs Element Active, versteckt sich unter der Stegeinlage. Das elektromagnetische Signal wird an einen LR Baggs EAS-VTC weitergeleitet. Dieser befindet sich im Innenraum. Lautstärke und Sound können mit zwei Rändelpotis am Schalllochrand eingestellt werden. Das Batteriefach ist schwer zugänglich im Innenraum an der unteren Zarge befestigt, wo es mit einem Klettband die Stellung hält.

Allerdings bekommt man das Tonabnehmersystem nur gegen Aufpreis, was je nach Einsatzzweck zu entscheiden wäre. Denn in der Folge käme dann unter Umständen ein entsprechender Verstärker hinzu, der wiederum die Traglast erhöht und den Stauraum vermindert und so den eigentlichen Sinn einer Reisegitarre in Frage stellt.

Halsstück und Griffbrett

Hals und Griffbrett sind nicht im gleichen Maßstab von der allgemeinen Verzwergung des Instruments betroffen. Der Halsumfang von 11,3 cm am Sattel entspricht im Prinzip dem einer normal dimensionierten Westerngitarre. Allerdings muss man sich auf eine kleinere Mensur (61,5 cm statt 65,1 cm) und einen überdurchschnittlich breiten Sattel (4,5 cm) einstellen. Mit den Größenverhältnissen dürften aber auch ausgewachsene Musikerhände klarkommen.

Der Hals aus afrikanischem Mahagoni wird mit einem intelligenten Hebelmechanismus mit Halsfuß und Korpus verklammert. Furch hat mit dem neuartigen CNR-System (Composite Neck Reinforcement) komplexe Stabilisierungsvorkehrungen ergriffen, denn der eingelegte justierbare 2-Wege-Stahlstab hat mit einer Karbonummantelung weitere Verstärkung erhalten. Einzelheiten kann man natürlich nicht sehen. Die Stellschraube befindet sich am Halsstück am letzten Bund unter dem Griffbrett. Um sich Zugang zu verschaffen, muss man den Hals erst entfernen. Der Hals mit Soft V-Shaping wurde, wie das ganze Instrument, korrekt seidenmatt versiegelt.

Die Saiten werden am Sattel durch eine geschlossene Führungen gefädelt und gelangen dann zu den Mechaniken. Dadurch bleiben sie auch bei harten Anschlägen sicher an Ort und Stelle. Das Griffbrett aus gediegenem afrikanischem Ebenholz ist passgenau mit dem Halsstück verleimt und trägt 18 Bünde plus Nullbund. Ein Nullbund, der für die Führung der Saiten zuständig ist, bestimmt Saitenlage und Saitenhöhe. Befürworter des Nullbundes meinen, dass gegriffene und offene Saiten identisch klingen sollten und der Klang nicht von den unterschiedlichen Materialien beeinflusst werden soll. Mit der kurzen Mensur nehmen zwangsläufig auch die Bundlängen auf ganzer Länge ab. So werden im ersten Bund nur noch 3,2 cm statt 3,6 (bei Normalmensur) gemessen. Die Bundkronen sind jedenfalls sauber abgerichtet und poliert und treten an den Seiten nicht aus. Kleine Positionsmarkierungen aus Perlmutt auf dem Griffbrett und auf der Griffbretteinbindung weisen dem Spieler beim Lagenwechsel den Weg. Eine sanfte Wölbung (Radius: 400 mm) erleichtert das Spiel mit großen Barrégriffen. Der Hals-Korpus-Übergang befindet sich – wie bei einer Stahlsaitengitarre üblich – am 14. Bund.

Kopfplatte

Die geschlossene Kopfplatte wird mit drei vormontierten Stahlstiften stabil mit dem Halsstück verbunden. Sie besteht aus afrikanischem Mahagoni, ist V-förmig und auf der Oberseite mit einem dunklen Furnier aus afrikanischem Ebenholz verblendet. An jeder Seite arbeiten drei verchromte Furch String-Lock-Mechaniken mit einem Ratio von 1: 15 präzise und fein.

Praxis

Die LJ10 wird im handlichen Gigbag geliefert. Die Montage der Komponenten gestaltet sich in drei Schritten ohne zusätzliches Werkzeug. Kopfplatte und Korpus, die durch die Saiten ständig miteinander verbunden bleiben, werden in gesonderten Fächern im Gigbag aufbewahrt. Das Halsstück als wichtigstes Bindeglied habe ich zunächst gesucht und dann gefunden, als ich den Korpus untersucht habe. Es wird bei Nichtgebrauch in dessen Innenraum aufbewahrt, wo es im Übrigen wackelfrei ruht. Entnommen wird es über eine Öffnung in der oberen Zarge, die während der Performance unverschlossen bleibt.

Zunächst wird die Kopfplatte – wie schon erwähnt – mit drei vormontierten Stahlstiften mit dem Hals verbunden. Nach der Montage sind die Stöße kaum noch sichtbar. Zum Schluss wird der Hals mit einem ausgeklügelten Hebelmechanismus mit dem Body verklammert. Mitunter war der Aufbau aber doch recht fummelig. Mit ständigem Auf- und Abbau sollte man das Instrument nicht malträtieren, um ihm keinen Schaden zuzufügen. Die Gitarre macht nach dem Zusammenbau einen stabilen Eindruck. Zu meiner Überraschung war sie nach dem Prozedere noch einigermaßen in Tune. Schließlich hält man ein Instrument in den Händen, das nach der Montage von Kopf bis Fuß eine Größe von immerhin 91 cm erreicht.Der erfahrene Musiker muss sich nicht wirklich vor den schmalen Bünden fürchten, auch wenn die Wege nun kürzer werden. Zwar könnte die Saitenlage noch optimiert werden, aber das Instrument lässt sich (beinahe) oktavrein intonieren. Sensible Ohren allerdings können zumindest bei unserem Testmodell leichte Unreinheiten vernehmen.

Die kräftige Besaitung kommt eher dem Picker und dem Strummer entgegen, weniger dem Linienspieler. Jedenfalls schneidet die LJ10 im Fünfkampf der Disziplinen Tonabnehmersound, Fingerstyle, Flatpicking, Single-Note-Lines und Rhythmus vergleichsweise gut ab. Sie liefert einen soliden Natursound mit Schwerpunkten im Mittenbereich. Bei den beiden folgenden Aufnahmen wurde der Bassbereich mit dem internen Tonabnehmer unterfüttert.

Fazit

Die Furch LJ10 ist nicht unbedingt die preiswerteste Lösung wenn es z.B. in den Urlaub geht, aber dann doch wenigstens die kleinste Alternative. Musiker, die die Abmessungen einer normaldimensionierten Akustikgitarre gewohnt sind, brauchen überhaupt nicht zu fremdeln, wenn sie sich die zierliche LJ10 zur Brust nehmen.

Ausgewählte Hölzer werten das Instrument auf, das am Ende mit einem schönen Naturton mit hoher Grundfrequenz überzeugt, die der Größe des Instruments entspricht. Das LR Baggs EAS-VTC Active System, das sich leider nicht serienmäßig an Bord befindet, könnte sich zumindest technisch amortisieren. Wenn der Preis am Ende dann doch nicht abschreckt, sollte der mobile Gitarrist die kleine Jane ruhig einmal in Augenschein nehmen.

PRO: Innovatives Konzept. Ausgesuchte Hölzer, Hardware. Tadellose Verarbeitung. Schöner Naturton. Guter Tonabnehmersound

CONTRA: Preis

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