Die Geschichte des tschechischen Akustikgitarrenherstellers Furch geht bis in das Jahr 1981 zurück. Damals fertigte Gründer František Furch erst Banjos, später auch Gitarren und Mandolinen. Das musste im Ostblock allerdings heimlich geschehen. Erst nach der Wende und dem Zerfall der Sowjetunion konnte er seine Firma eintragen lassen und Mitarbeiter einstellen. Heute werden Furch Gitarren und – Bässe von über 40 Angestellten produziert – und das zum Glück immer noch auf traditionelle Weise, ohne die schmerzhaften Kompromisse der heute üblichen Massenproduktion.

Dass es sich bei diesen Akustikbässen um keine günstigen Einsteigermodelle handelt, wird einem nicht nur beim Blick auf den Preis klar. Die beiden Furch Modelle machen einen edlen Eindruck und wurden tadellos verarbeitet. Die Bezeichnungen B62-SW 4 und 5 wirken etwas krude, an diese Mätzchen hat mansich bei Akustikherstellern mittlerweile gewöhnt. Die Designs sind dagegen kein bisschen verstaubt. Große helle Fichtendecken mit makellosen Maserungen geben dem Pärchen ein geradezu majestätisches Aussehen. Die Platzierung des Schalllochs oberhalb des Halsansatzes ist typisch Furch und im Gitarrenbau heute auch andernorts gang und gäbe. Griffbrett und Brücke wurden aus dunklem Ebenholz gefertigt und geben dem hellen Korpus zusammen mit dem schwarzen Binding aus Kunststoff schöne und kontrastreiche Akzente. Die Zarge und der leicht gewölbte Boden wurden aus Nussbaum gefertigt, der Hals aus Mahagoni. Was die äußerliche Erscheinung der Furch-Bässe angeht, spielen wir hier schon ganz weit vorne mit. Die offenporige Lackierung fühlt sich nahezu samtig an, geschliffen und poliert wurde, bis der Arzt kommt.

Selbst aus den ganz edlen Schmieden erreicht einen nicht immer nur makelloseste Arbeit, deshalb Bravo an František Furch und sein Team! Es wurde feinste Arbeit geleistet und in dieser Preisklasse ist das eine echte Besonderheit.

Lautstärke

Die große Frage bei jedem Akustikbass ist, ob er laut genug ist, um neben einer Akustikgitarre zu bestehen. Wie bei den meisten anderen Modellen muss ich mit einem klaren Jein entgegenhalten. Die B62s sind leicht überdurchschnittlich laut. Trotzdem wird man nicht umhinkommen, etwas kräftiger in die Saiten zu langen, sollte es musikalisch etwas belebter zur Sache gehen. Wen wundert das wirklich? Die Regeln der Physik machen dem Wunschtraum vieler Bassisten einen dicken Strich durch die Rechnung. Es gibt sehr laute Akustikbässe, die haben jedoch einen Korpus von gigantischen Ausmaßen. Es hat schon seine Gründe, warum ein Kontrabass so groß ist, wie er nun mal ist. Unsere beiden Testbässe sind eher mediumgroß bemessen. Es ist definitiv genug Volumen da, um Bässe und eine brauchbare Lautstärke zu erzeugen. Auf Komfort wurde dabei aber nicht verzichtet. Die Furchs sind leicht, liegen angenehm auf dem Schoß, spielen sich bequem und resonieren angenehm am Körper.

Bespielbarkeit

Der Hals trägt ein recht flaches C-Profil, mit leichtem Hang zum D. Ab Werk kommen die Bässe mit einer mittelhohen Saitenlage von etwa 2,5 Millimeter am zwölften Bund. Spielen lässt sich das bequem, und tiefer würde ich persönlich auch nicht gehen, sonst leiden Bassfrequenzen und die Lautstärke. Will man den Hals dennoch verstellen, erreicht man den Halsspannstab unter einer Abdeckung an der Kopfplatte. Letztere wurde nach hinten angewinkelt, um einen konstanten Druck der Saiten auf den Sattel zu ermöglichen. Diese verlaufen sogar gerade zu den Mechaniken hin. Ein kleines Detail, was wieder einmal demonstriert, auf welchem Level Furch Akustikbässe baut. Das Griffbrett ist frei von Inlays, um das Ebenholz in seiner schlichten Schönheit zu belassen. Seitlich an der Flanke finden sich natürlich die obligatorischen Dots zur Orientierung. Am Ende des Griffbretts, hinter dem 21. Bund, wurde eine geschwungene Verlängerung angeleimt. Diese ist schick, in erster Linie aber natürlich eine praktische Daumenstütze, die einem viele verschiedene Griffpositionen für die rechte Hand anbietet.

Sound

Die Vorgängermodelle der B62-SWs hatten Zederndecken und Mahagonibodys. Eine Kombination, die einen relativ warmen Klang verspricht. Die neuen Modelle mit Fichtendecke und Nussbaumkorpus sind schon etwas mehr auf Prägnanz und ein offeneres Höhenbild getrimmt. Die Wahl ist Geschmackssache, wenn es allerdings um die Lautstärke geht, sind unsere beiden Testkandidaten mit Sicherheit vorne, da die Höhen den Ton weiter nach vorne treiben. Bei sanfterem Spiel und weniger hohen Frequenzen übernehmen Tiefmitten und das Sustain die klangliche Führung, mit einem dezenten Schuss an tiefen Bässen. Der Ton wird dabei nie matschig, ganz im Gegenteil, die Furch-Bässe klingen stets sauber und artikuliert. Von Haus aus werden die Akustiks mit 45er Elixir Saiten bespannt, welche sich als gute Wahl erweisen. Wer sowieso hauptsächlich über einen Amp oder eine PA spielt, könnte mit Flatwounds oder Black Nylons noch einiges an alternativen Sounds herausholen. Zur elektrischen Verstärkung verfügen die B62 SW Bässe über ein L.R. Baggs Anthem SL Pickup-System. Dabei handelt es sich nicht um einen Piezo, sondern um ein Mikrofon, genannt Tru-Mic. Zum Einstellen der Lautstärke befindet sich im Schallloch ein kleines Kontrollrad nebst einer LED zur Warnung, falls die Batterie gewechselt werden soll. An einem neutralen Verstärker oder direkt in eine DI Box gespielt, klingt das Pickup-System bereits ohne große Klangregelung sehr vielversprechend. Der Ton hat gewissermaßen etwas Elektrisches an sich, vermag aber trotzdem das besondere Schwingungsverhalten eines Akustikinstruments zu transportieren. Nimmt man den Bass parallel dazu mit einem passenden Großmembranmikrofon ab, bekommt man zwei Sounds, die sich wunderbar ergänzen und ohne umständliche Nachbearbeitung zu einem erfreulichen Ergebnis führen. Parallel zu diesem Test habe ich Aufnahmen gemacht, die gerne angehört werden können. Wer auf YouTube nach „Furch basstheworld“ sucht, findet zwei Videos: In einem habe ich mich klanglich an die akustischen Sounds gehalten, im zweiten hört man die etwas elektrischeren Beispiele.

4- oder 5-Saiter?

Fünfsaitige Akustikbässe sind eine zeitgemäße Erscheinung, in ihrer Natur jedoch immer etwas kompromissbehaftet. Klar will der gewiefte Bassist von heute auch auf dem Akustik nicht auf die gewohnte H-Saite verzichten. Der B62-SW 5 hat sogar eine wirklich solide, die sich in ihrer Lautstärke nicht nennenswert von den anderen absetzt. Trotzdem wird eine so tief gestimmte Saite in einem echten bandakustischen Umfeld leicht untergehen, zumindest sofern nicht über Verstärker gespielt wird. Als Daumenstütze und als Tiefbass-starkes perkussives Element lässt sie sich zum Glück zusätzlich einsetzen. Wer unbedingt einen fünfsaitigen Akustikbass sucht, ist hier an der richtigen Adresse. Ich kann mich an keinen anderen erinnern, der bisher über ein ähnlich solides H verfügte. Der Viersaiter ist für mich der „No-Brainer“, spielt sich unglaublich bequem und lädt zu komplizierteren Läufen ein. Die Ansprache ist resonant und perkussiv. Wer sich gerne in die virtuosen Sphären von Solokünstlern wie Andy McKee oder Adam Ben Ezra begibt, bekommt ein solides und inspirierendes Instrument mit Durchsetzungskraft und Charakter. Die Furch B62-SW Bässe sind ihr Geld ohne Zweifel wert. Hochwertige Materialien, feinste Verarbeitung und ein durchdachtes Konzept vereinen sich in einer stimmigen Serie für den anspruchsvolleren Akustikbassisten. Beide Versionen werden übrigens auch als Fretless angeboten.

Author: Gregor Fris

Follow us

Register now